Klimaschutz ist laut Klimaschutzmanager Marcel Plitt ein vielseitiges und spannendes Leitthema in der Bruchsaler Stadtverwaltung: erneuerbare Energien, Wärmenetz-Ausbau, Klimafolgenanpassung, Überflutungsschutz, Sanierung, Mobilitätswende mit Berücksichtigung von Fuß- und Radverkehr, ÖPNV und Zeo-Carsharing und vieles mehr. Damit dabei das große Ganze nicht aus dem Blick gerät, gibt es in Bruchsal den Masterplan Erneuerbare Energien, in dem die Zielszenarien bis 2040 und der Rahmen für den Einsatz von Solar- und Windenergie und Tiefengeothermie zusammengefasst werden. „Wenn wir nicht für unsere Energieversorgung in Bruchsal sorgen, wird es niemand sonst für uns tun.“
Der Klimaschutzmanager sieht sich dabei als Brückenbauer zwischen verschiedenen Fachbereichen, aber auch zwischen verschiedenen Ansichten. „Die Energiewende ist weniger eine technische Diskussion, sondern viel mehr eine gesellschaftliche.“ Plitt spricht aus eigener Erfahrung: „Als ich aus Hamburg wieder zurück nach Bruchsal gezogen bin, war ich erstaunt, wie groß hier der Widerstand gegen Windkraft ist. Im Norden Deutschlands, wo sich bereits viele Windräder drehen, sind diese in der Bevölkerung akzeptiert.“ Obwohl in Umfragen die Mehrheit der Bevölkerung die Energiewende befürwortet, sind die Argumente der Gegner häufig deutlicher wahrzunehmen.
Im Vortragsraum sind sich alle einig, dass Windkraftanlagen in Bruchsal benötigt werden. Im Jahresverlauf ergänzt sich Windenergie gut mit Sonnenenergie und beim Flächenverbrauch ist die Windenergie der Minimalist unter den Erneuerbaren Energien. Zudem hat sich auch die Windkraft in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Aussagen, dass sich Windkraft in unserer Gegend nicht lohnt, sind lange veraltet.
Und doch müssen bei der Flächenplanung für Windenergie auch andere Belange berücksichtigt werden. Die Stadtverwaltung argumentiert für einen Mittelweg, in dem erneuerbare Energien, Naturschutz und das Landschaftsbild für alle Ortsteile ausgewogen berücksichtigt werden. Deswegen befürwortet die Stadt nicht alle Flächen, die vom Regionalverband im derzeitigen Planungsentwurf als Windkraft-Vorranggebiete in Bruchsal vorgesehen sind. Doch Plitt betont: „Der Regionalverband hat bei der Planung der Windkraft-Vorranggebiete deutlich mehr Kommunikation ermöglicht als er eigentlich müsste.“ Scheitern die Planungen zu den Windkraft-Vorranggebieten, wird es einen unstrukturierten Ausbau an Windkraft ohne Einschränkungen geben, was niemand wollen kann.


Obwohl die endgültigen Pläne des Regionalverbands noch nicht veröffentlicht sind, muss sich die Stadt bereits jetzt mit Eigentümern und Nachbarkommunen auseinandersetzen. Es gilt Kompromisse zu finden, damit über die Kommunalgrenze hinausgehende Vorrangflächen optimal für Windkraft genutzt werden können und die Interessen beider Seiten berücksichtigt werden. Die Zuhörer des Vortrags sind sich einig: Gut, dass endlich der Ausbau von Windkraft ins Rollen kommt! Aber der Klimaschutzmanager von Bruchsal will mehr: „Am Ende muss es vor Ort Wertschöpfung und Teilhabe geben.“
Der Vortrag fand im Rahmen der Energiestammtisch-Reihe des Vereins BürgerEnergie Bruchsal in Zusammenarbeit mit der VHS Bruchsal statt. Die Anmeldung zu den nächsten Terminen ist über die VHS Bruchsal möglich. Der Eintritt ist frei.