Der letzte BürgerEnergie-Stammtisch fand vor Ort am Stage76 statt. Bauherr Michael Holoch führte uns durch seine Wohnanlage nahe des Bruchsaler Bahnhofs.

Er kommt mit seinem kleinen Elektroauto, bei dem er darauf geachtet hat, dass der Hersteller bidirektionales Laden mitbedacht hat. So können alle Autos die Energiespeicher von morgen werden – mittags günstig laden und abends den Strom für Zuhause aus dem Auto liefern, wie es in den Niederlanden schon praktiziert wird.

Wir starteten vor der Fassade in Richtung Bahn, an der richtige Sträucher von bis zu 3 Metern Höhe hängen – nicht nur kleine Pflanzen, wie bei anderen begrünten Fassaden. Dafür wurde eigens ein frostsicherer Pflanzkübel entwickelt, der entsprechend der Pflanzenhöhe in der Fassade umgehängt werden kann. Noch dieses Jahr soll der linke Teil der Fassade begrünt werden. Matthias Holoch legt Wert darauf, dass die Pflanzen dort wachsen, um sich bestmöglich an die Bedingungen zu gewöhnen.

Dazwischen hängt eine Solaranlage in Ostausrichtung die „den Strom für den Frühstückskaffee produziert.

Darüber sieht man die Einflugsschlitze als Nistmöglichkeiten im Dach – die breiteren davon sind für Mauersegler.

Auf dem Hof wurden Steinhaufen aufgeschüttet, um Eidechsen eine Heimat zu geben. Er freut sich, wenn es wuselt.

Über den Hof unter dem zwei große Regenwassertanks liegen, passieren wir einen ehemaligen Messstand für Solarmodule. Hier hat er gemessen, dass Module, die hinten lichtdurchlässig – also durchsichtig – sind, bis zu 20 Prozent mehr Strom erzeugen.

An der Südseite befindet sich eine besonders große Solarfläche, deren Abwärme weiter oben zwei Zeilen von Fledermaus-Nistkästen beheizt. Manchmal ruhe sich eine Fledermaus in den Mansardengängen aus, worauf er beunruhigte Nachrichten bekomme und dann erklärt, dass das Tier ungefährlich ist und auch wieder geht – ganz von alleine.

Die drei imposanten Senkrechtwindräder ragen im Westen empor. Er ist von der Technologie überzeugt, weil sie vogelschonend ist und die Generatoren sich durch den Düseneffekt nebeneinanderstehend selbst verstärken.
Aufgrund eines marginalen, aber hörbaren Generatorfehlers (Phasenversatz) müssen diese leider stillstehen. Er freut sich in den kommenden Jahren eine neuere Generation zu installieren.

Im Keller stehen zwei große Tanks mit Vanadium gefüllt – eine Redox-Flow-Batterie. Dieser Batterietyp altert nicht und ist nicht brennbar. Beim Laden oder Entladen werden Elektroden von die eine in die andere Flüssigkeit verschoben.
Darüber hinaus sind im Keller die Umrichter für die Windanlagen.

Im ersten Stockwerk befindet sich der Müllraum. Hier wird so intensiv müllgetrennt, dass die über 100 Wohneinheiten nur eine große Restmülltonne benötigen. Darüber hinaus befindet sich dort ein Tauschregal, denn Herr Holoch ist davon überzeugt, dass wir Dinge wieder länger nutzen müssen. Das reduziert den Ressourcenverbrauch. Direkt daneben eine große Foodsharingecke – wo die Bewohner eigene und gerettete Lebensmittel entnehmen und tauschen können.

Als nächstes Begehen wir die kompakten Wohnungen. Diese wurden zuvor Probe gebaut und bewohnt. Durch die große Raumhöhe fällt viel Licht durch das Fenster vom Balkon. Wer von seinen Bewohnern will, kann eine Pflanzkiste außen vor dem Balkon in der Gerüststruktur einhängen. Das Bad ist geräumig und hat eine niedrigere Raumhöhe. Dadurch enstand darüber viel Stauraum.

Wer genau bei der Begehung der Wohnungen aufgepasst hat, wird festgestellt haben, dass sich in der Küchenzeile der Wohnungen kein Backofen befindet, denn davon gibt es einige im großen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Im Eingang zum Raum befinden sich die Waschmaschinen, sodass sich die Leute begegnen. Er kommentiert den Gemeinschaftsraum mit: „Dieser Raum soll erobert werden.“ Wenn sich die Bewohner etwas darin wünschen, bekommen sie es: Einige Tische wurden gebaut und inzwischen sind auch zwei Sofas und ein Kicker vorhanden. So können die Bewohner mitgestalten.

Alle Wohnungen liegen aufgrund von viel Standardisierung im Bau mit jeweils eigenem Fahrradabteil preislich unter dem Wohngeldniveau, sodass sich jeder eine Wohnung leisten kann. Herrn Holoch ist es wichtig eine bunte Vielfalt von Menschen in seinem Haus zu haben – Azubis und Studenten, Einheimische und Internationals. So kann es schonmal sein, dass er, wenn er merkt, dass sich jemand bei der Ankunft nicht wohlfühlt, er einer Nachbarin Bescheid gibt, die einfach mal anklingelt.

Er hat eine Klausel in seinem Mietvertrag, den er nie mit den Eltern schließt, dass er sich vorbehält jemanden umzuquartieren. Davon musste er aber noch nie Gebrauch machen. Er hofft, mit seinem Objekt den jungen Menschen etwas mit auf den Weg geben zu können – was führt er nicht nochmal genauer aus – aber mit Sicherheit seinen Sinn für die Gemeinschaft von Menschen, des Voneinander Lernens, der Natur Rückzugsorte im Wohngebiet zu schaffen und nebenbei energieneutral mitten in der Stadt zu leben.

Der BürgerEnergie Bruchsal e.V. dankt dem Bauherrn für seine begeisterte, fachkundige und spannende Führung und wir freuen uns auf das nächste Mal.